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Modellprojekte

 
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5. Modellprojekt (seit 2013)

BEWEIDUNG DER MODELLPROJEKTFLÄCHEN MIT "HINTERWÄLDERN" (seit 2013)


Projektziel
Die Projektflächen der Heimvolkshochschule - vorwiegend Obstwiesen - sind mittlerweile auf 5 ha angewachsen. Dadurch stellt sich die Frage, ob der Grasaufwuchs weiterhin zeit- und kostenaufwändig gemäht werden soll, oder durch Beweidung mit Wiederkäuern eine sinnvolle Form der Nutzung möglich ist. Nahezu die Hälfte der Obstwiesen ist mit älteren Obstbäumen bestanden, so dass eine Beweidung mit einer kleinen Kuhrasse ohne Schädigung der Obstbäume möglich ist. Aufgrund der besonderen Eigenschaften der Hinterwälder-
Rinderrasse aus dem Südschwarzwald ist diese für die Beweidung der Projektflächen geeignet. Es ist vorgesehen die erzeugte Milch und das Fleisch für die Verpflegung im neuen Bildungshaus zu verwenden.

Kreislaufwirtschaft   
Die Beweidung der Projektflächen durch Wiederkäuer eröffnet neue Perspektiven. Zum einen bewirkt der Tritt der leichten Hinterwälder eine dichtere und vielfältigere Grasnarbe.Andererseits werden Schwarzdorn, Hartriegel und anderer holzartiger Aufwuchs durch  Verbiss weiter zurückgedrängt. Die wertvollen Ausscheidungen der Tiere sorgen für eine Belebung der Bodenlebens, die der Wiese und den Obstbäumen gleichermassen zugute kommt.
Ein landwirtschaftlicher Betrieb kann heute durchaus ohne Viehhaltung die Bodenfruchtbarkeit erhalten und mehren, aber es bleibt eben nur ein Betrieb. Zu einem landwirtschaftlichen Organismus gehören auch verschiedene Nutztiere. Die Kuh hat die Fähigkeit durch die einzigartige Qualität ihres Dunges die Bodenfruchtbarkeit in besonderer Weise zu mehren - wo Mistus, da Christus - und den landwirtschaftlichen Betriebskreislauf weiter zu schliessen. Wenn eine Kuh in Indien als heilig verehrt wird, dann sollte das uns Europäern auch zu denken geben.

Stallbau
Die Weideperiode im klimatisch günstigen Taubertal kann 6-8 Monate andauernd, dann muss auf jeden Fall gefüttert werden. Auf dem Gartenbau-Modellprojekt wurde vor über zehn Jahren ein Feldschuppen von 10 x 3,5 Metern errichtet. Dieser wurde im Winter 2012/13 zur einen Hälfte als Heu- und Strohlager, zur anderen Hälfte als Stall umgebaut.
Im Heu- und Strohlager, der linken Schuppenhälfte, wurde
auf den naturbelassenen Boden ein Holzboden gegen aufsteigende Feuchtigkeit verlegt. Die rechte Hälfte wurde als kleiner Anbindestall mit einer Kälberbucht ausgebaut. Maximal können im Stall 3-4 Tiere, untergebracht werden. Die gesamte Stalleinrichtung wurde mit Holz ausgeführt. Auch im Winter strahlt Holz mehr Wärme aus als Metall.
Der hölzerne Futtertrog teilt den Feldschuppen in zwei Hälften und kann aus dem Heulager direkt befüllt werden. Auf der Seite der Standfläche der Tiere wird der Trog mit Rundhölzern begrenzt, wobei die Tiere durch V-förmige Öffnungen das Futter aufnehmen können.
Die Anbindung der Tiere erfolgt mittels eines Halsbandes mit einer Kette, sodass sich die Tiere noch gut bewegen können. Am Futtertrog sind Tränkebecken angebracht, die sich aus einem Eintausend-Liter-Tank automatisch befüllen.
Der Liegebereich der Tiere wird mit Stroh eingestreut und täglich entmistet. In einer unter dem Liegebereich sich befindenden Jauchegrube, die mit starken Hölzern abgedeckt ist, wird der Urin der Tiere aufgefangen.
Die Kälberbucht ist ebenfalls mit Stroh eingestreut und liegt hinter der Standfläche der Tiere. Kuh und Kalb haben immer Sichtkontakt.
Grundsätzlich kann das Kalb bei der Mutter bleiben. Sobald jedoch gemolken werden soll, muss das Kalb entweder tagsüber oder in der Nacht von der Kuh getrennt werden. Es ist maximal eine Melkzeit pro Tag vorgesehen.
Hinter dem Feldschuppen erstreckt sich eine Weide, die auch im Winter bei entsprechender Witterung für Weidegang genutzt werden kann.
Für eine eventuelle zukünftige Ausweitung des Beweidungsprojektes mit den Hinterwäldern müssen zunächst die erforderlichen Strukturen geschaffen werden. Dies betrifft einerseits die Unterbringung der Tiere im Winter, andererseits die Lagerung von entsprechenden Mengen an Heu und Stroh für die Winterperiode.    

Milch- und Fleischqualität
Es ist seit jeher bekannt, dass die hervorragende Milch- und Fleischqualität von Hinterwäldern die von Hochleistungskühen weit übertrifft. Allein mit Gras und Heu erbringen Hinterwälder eine respektable Milchleistung, weil sie sehr genügsam und hervorragende Futterverwerter sind. Es ist ausser Frage, dass die Qualität einer Milch von Kräuter-reichen Hangwiesen mit herkömmlicher Milch nicht vergleichbar ist.

Kuhhörner
Kühe sind - von wenigen Ausnahmen abgesehen - Horn-tragende Lebewesen. Zur Bedeutung der Kuhhörner für die Kuh und die Milchqualität gibt es mittlerweile zahlreiche Studien und Beweise. Dass dennoch aus haltungsbedingten Gründen (Laufställe mit hohem Tierbesatz) auch im Bio-Bereich Kühe im großen Stil enthornt werden, ist ein eklatanter Widerspruch zur Philosophie des ökologischen Landbaus. Die biologisch-dynamische Wirtschaftweise verbietet als einziger Öko-Verband die Enthornung.

Kulturlandschaft und Landschaftspflege
Oberlauda teilt mit vielen anderen Regionen das Schicksal der Verbuschung der ehemalig durch Weinbau und Landwirtschaft genutzten Hanglagen, wo selbst die Wegränder noch als Futter für die Viehhaltung dienten. Mit dem weiteren Rückgang der Nebenerwerbslandwirtschaft und dem fast völligen Verschwinden der Viehhaltung 
ist auch die Nutzung der Wiesen und Weiden in der Gemarkung von Oberlauda infrage gestellt.
Hier kann die
Ländliche Heimvolkshochschule Lauda durch das Beweidungsprojekt mit Hinterwäldern einen gewissen Ausgleich schaffen. Derzeit steht das Beweidungsprojekt noch am Anfang. Aber in Verbindung mit dem neuen Bildungshaus und weiteren Mitarbeitern kann es weiter vorangetrieben werden und zu einer tragenden Säule für den Erhalt und die sinnvolle Nutzung der heimischen Kulturlandschaft werden.         


Das Hinterwälder Rind,
urwüchsig seit Keltenzeiten


Ursprung und Verbreitung
Das Hinterwälder Rind ist ein alter Landschlag, der sich aus dem Keltenrind entwickelt haben soll. In den schwierigsten Höhenlagen des südlichen Hochschwarzwaldes um Feldberg, Belchen und Wiesental war das Hinterwälder Rind schon immer zuhause - bis es in den 1970er Jahren fast ausgestorben wäre. Dort entwickelte es sich zu einer betont eigenständigen Rasse und ist aus dieser Landschaft nicht mehr wegzudenken. Das genügsame, trittfeste Rind weidet friedlich auf Borstgrasrasen von Gneis- und Granitkuppen, an Steilhängen wie auch auf den  tiefgründigen, feuchten Hochflächen.
Das Hinterwälder Rind mit einer Schulterhöhe von etwa 120 cm gilt als kleinstes Rind Mitteleuropas. Es hat einen gut proportionierten Körperbau und einen hübschen Kopf mit schön geschwungenen Hörnern. Durch seinen feinen Knochenbau und der damit verbundenen Leichtigkeit ist es sehr beweglich.
Es wird erstmals im Jahr 1829 erwähnt und ist als der besonders ursprünglich erhaltene Teil des Badischen Landviehs anzusehen. Das Wäldervieh, auch Hirschvieh genannt, wurde von den Waldbauern zwischen Titisee und Feldberg Anfang des 18. Jahrhunderts gezüchtet und auf den kargen Magerböden der Höhenlagen gehalten.

Eigenschaften und Nutzung
Seit dem 18.Jahrhundert werden Hinterwälder fast in Reinzucht erhalten. Hinterwälder Kühe wurden früher als Arbeitskühe im Gespann und vor dem Pflug eingesetzt. Ochsen waren nicht zuletzt wegen ihrer gutmütigen und ausgeglichenen Gängigkeit, der Ausdauer, Zähigkeit und ihrer harten Klauen hervorragende und beliebte Arbeitstiere. Die heutige Nutzung der Hinterwälder liegt vorrangig in der Mutterkuhhaltung. Vereinzelt trifft man sie auch in Milchviehbetrieben an. Ihre Jahresmilchleistung liegt bei 3300 kg bei 4,2 % Fettanteil und 3,7 % Eiweiß.
Aufgrund der hohen Widerstandskraft, Anpassungsfähigkeit, Trittsicherheit und Steigfähigkeit eignet sich das Hinterwälder Rind in der Milch- und Mutterkuhhaltung sehr gut in extensiven steilen Hanglagen, aber auch für feuchte wenig tragfähige Standorte, wie sie für die Hochlagen des Südschwarzwaldes typisch sind. Das Gewicht reicht bei Kühen von 380 - 480 kg.
Hinterwälder sind durch ihre kleine Größe bei viel Masse und guter Milchleistung sehr wirtschaftlich. Sie sind langlebig und über 30 % sind älter als  9 Jahre; 15-18 jährige Tiere mit guter Gesundheit sind keine Seltenheit. Daher sollte diese alte Kuhrasse erhalten werden.

Farbschläge
Die Farbe der Tiere reicht von gelb bis rot, das Fell kann einfarbig gedeckt, gefleckt oder gesprenkelt sein, der Kopf ist im Regelfall weiß. Während früher fast 80 % aller Hinterwälder Gelb-Schecken waren, sind die "hellen" Tiere heute nur noch sehr selten. Heutzutage dominieren 2 Farblinien: Rot-Schecken und einfarbig rote Tiere. Eins haben aber alle gemeinsam: Kopf und Beine sind stets weiß, nur die Ohren sind farblich. Anteilig farbige Beine sind zulässig. Rote Augenringe als Abzeichen am Kopf sind beliebt.

Weidehaltung, Milchleistung und Muttereigenschaften
Hinterwälder sind genügsam und anpassungsfähig und zur ganzjährigen Freilandhaltung geeignet, sollten aber im Winter einen Unterstand haben. Das Hinterwälder Rind begnügt sich mit Gras und Kräutern auf extensiven Grünflächen sowie Sträuchern und holzhaltigen Pflanzen. So hält dieses naturnah, artgerecht und langsam aufwachsende Tier die Landschaft offen, sorgt für eine artenreiche Fauna und Flora und hat dadurch die typischen Schwarzwälder Allmendeweiden mit ihrem charakteristischen Weidbuchenbestand erst entstehen lassen und dann erhalten.
Hinterwälder Kühe haben eine gute Konstitution, ein sehr gutes Fundament und eine hohe Fruchtbarkeit. Sie sind leichtkalbig und bringen in der Regel ihre Kälber allein ohne menschliche Hilfe zur Welt.  Auch sind sie sehr fürsorgliche Mütter und würden ihre Kälber bei Gefahr verteidigen, was ideal ist, wenn die Kälber auf der Weide zur Welt kommen. Sie haben eine Tragzeit von 9 bis 9 1/2 Monaten. Ab einem Alter von 19 Monaten kann man eine Hinterwälder Färse besamen oder bedecken lassen. Die Kälber haben ein geringes Geburtsgewicht und sind schnellwüchsig und entwickeln früh einen guten Muskel- und Fleischansatz. Das trifft gleichermaßen auf Bullen- wie Kuhkälber zu.
Das Fleisch ist feinfaserig marmoriert und besonders zart, saftig und schmackhaft, was auf die deutlich kleinere Fläche der Muskelfaser dieser Rasse zurückzuführen ist. Aus der Milch, die besonders reich an Kappakasein ist, lässt sich außerordentlich wohlschmeckender (Berg)-Käse zubereiten.  

Landschaftspflege
Hinterwälder verursachen wenig Erosionsschäden und eignen sich gut für die Landschaftspflege. Sie haben ein freundliches ausgeglichenes Temperament, besonders die Ochsen. Die Hinterwälder sind ein Stück Heimat im Südschwarzwald. Große Naturschutz- und FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitat) im Zuchtgebiet sind das Ergebnis einer naturnahen Bewirtschaftung mit Hinterwäldern seit Menschengedenken. Die schwierigen und kargen Lagen des Südschwarzwaldes mit ihrer abwechslungsreichen, offenen Landschaft, wie wir sie heute vorfinden, im Gegensatz zum stark bewaldeten Nordschwarzwald, konnten nur erhalten werden, weil die Hinterwälder über lange Zeit ein sehr gutes Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag hatten.
Daher ist die Artenvielfalt im Südschwarzwald so einzigartig. Die Weidbuchen sind nachweislich durch die Beweidung mit Hinterwälder entstanden.Da sie auch holzartige Pflanzenteile fressen sinken die Futterkosten und der Aufwand bei der Weidepflege. Dieses Futter in wirtschaftliche Erträge umzuwandeln gelingt den Hinterwäldern, weil sie eine besonders gute Futterverwertung haben. Sie haben ein wesentlich längeren Darm als andere Rassen. Die geringere Milchleistung kompensieren sie mit einer längeren Nutzungsdauer und besseren Fruchtbarkeit.

Förderverein Hinterwäldervieh e.V.

Die Kleinwüchsigkeit der Hinterwälder, die daraus resultierende geringe Fleischmenge im Vergleich zu anderen Fleischrinderrassen, sowie die vergleichbar geringe Milchmenge gegenüber Hochleistungskühen, hat diese Population an den Existenzrand gedrängt.
In den 1970er Jahren fast ausgestorben hat es eine kleine aber engagierte Gruppe von Züchtern und Haltern geschafft, diese Rasse zu erhalten. 1987 schlossen sich vorausschauende Schwarzwälder Rinderhalter und -züchter zum Förderverein Hinterwäldervieh e.V. zusammen und bündelten erfolgreich alle Aktivitäten für den Erhalt und die wirtschaftliche Nutzung der altehrwürdigen Rasse. Heute umfasst die Population ca. 4000 Tiere, davon sind etwa 700 Herdbuchtiere. Die meisten Zuchtbetriebe gruppieren sich im südlichen Schwarzwald in einem Radius von etwa 25 km um die Gemeinde Schönau. Schwerpunkte sind dabei die Gebiete rund um Belchen und Feldberg sowie im Oberen und Unteren Wiesental.
Getreu dem Motto "Schützen durch Nützen" scheint die Zukunft der Hinterwälder zur Zeit gesichert und gleichzeitig der Erhalt einer wunderbaren offenen Kulturlandschaft.

Wussten Sie schon?
Ein Hinterwälder Rind frisst pro Tag über 50 Kilogramm Gras und je nach Wetter trinkt es bis zu 100 Liter Wasser. Entsprechend der großen Menge an Futter und Wasser, die ein Rind täglich aufnimmt, ist auch die Menge der Ausscheidungen umfangreich. Ein Rind benötigt pro Tag ca. 100 qm Extensivweide, um die Tagesration zu fressen. Hochgerechnet auf die gesamte Vegetationsperiode bedeutet das, dass jedes Rind jährlich etwas mehr als 1 ha Extensivgrünland durch seinen Verbiss vor der Verbuschung bewahrt.
Der Kuhfladen ist ein artenreiches Biotop. Die ersten Kuhfladenbesiedler sind Fliegen, die unmittelbar nach dem Fall ihre Eier ablegen. Neben den tierischen Bewohnern leben auch zahlreiche Pilzarten auf und vom Kuhfladen. Bis zu 200 Insektenarten findet man in einem Fladen. Die Mistkäfer, die wohl berühmtesten Bewohner des Kuhfladens, tragen parasitierende Milben mit sich herum. Insekten und Larven aus dem Kuhfladen wiederum dienen Vögeln als Nahrung. Nach wenigen Wochen ist er umgesetzt. Nährstoffe und Humus dienen dann dem Boden und den Pflanzen in der Umgebung.





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